Die neuen Antiepileptika

Es werden die in den letzten Jahren zur Verschreibung zugelassenen Antiepileptika in alphabetischer Reihenfolge besprochen, und zwar werden die möglichen Anwendung bei den verschiedenen Epilepsien und die wichtigsten Nebenwirkungen der einzelnen Substanzen dargestellt.

Inhalt

Felbamat (Taloxa®)
Gabapentin (Neurontin®)
Lamotrigin (Lamictal®)
Oxcarbazepin (Trileptal®)
Tiagabin (Gabitril®)
Topiramat (Topamax®)
Vigabatrin (Sabril®)

 


Felbamat
         Handelsname: Taloxa

Wirkungsmechanismus: 
Dieses mit dem Meprobamat verwandte Medikament hemmt die Erregung durch den Überträgerstoff Glutamat und verstärkt die GABA-Wirkung (GABA=Gamma-Aminobuttersäure, diese ist der wichtigste anfallshemmende Überträgerstoff im Gehirn)

Tagesdosis: 
Erwachsene: 1200-2400 (-3600) mg/kg; Kinder: 20-60 mg /kg (bis 90 mg/kg)

Anwendung: 
Behandlung des Lennox-Gastaut-Syndroms ab dem 4. Lebensjahr, das auf andere Medikamente nicht anspricht; Reservepräparat bei anderen therapieschwierigen Epilepsien

Nebenwirkungen: 
Häufigere: 
Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Verschwommensehen, Gangunsicherheit 
Sehr selten: 
Aplastische Anämie (in 30% tödlich), akutes Leberversagen (in 60% tödlich); diese schweren lebensbedrohlichen Komplikationen sind bisher nicht bei Kindern bis zum Alter von 12 Jahren beobachtet worden

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Gabapentin         Handelsname: Neurontin

Wirkungsmechanismus: 
Noch nicht genau bekannt, u.a. Verstärkung der GABA-Wirkung, (GABA=Gamma-Aminobuttersäure, diese ist der wichtigste anfallshemmende Überträgerstoff im Gehirn)

Anwendungsspektrum: 
Monotherapie und Zusatztherapie bei Erwachsenen und Kindern mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen

Tagesdosis: 
Erwachsene: 1200-2400 (-4800) mg; Kinder: 30-50 mg/kg

Nebenwirkungen: 
Häufigere: Schläfrigkeit, Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit
Seltene: Gangunsicherheit, Augenzittern, bei Kindern Verhaltensauffälligkeiten in Form aggressiven Verhaltens und motorischer Unruhe, Gewichtszunahme, Bewegungsstörungen
Bemerkung: Gabapentin ist besonders gut verträglich

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Lamotrigin         Handelsname: Lamictal

Wirkungsmechanismus: 
Ein Triazinabkömmling, der die Natrium-Kanäle in den Nervenzellmembranen blockiert und die Freisetzung der erregenden Überträgerstoffe Glutamat und Aspartat hemmt

Anwendungsspektrum: 
Breites Wirksamkeitsspektrum, Zusatztherapie und Monotherapie bei fokalen und sekundär generalisierten Epilepsien; Zusatztherapie und Monotherapie bei generalisierten Epilepsien mit tonisch-klonischen, myoklonischen, atonischen und tonischen Anfällen sowie Absencen; Zusatztherapie beim Lennox-Gastaut-Syndrom

Tagesdosis: 
Monotherapie Erwachsene 100-200 mg, Kinder 2-8 mg/kg; Zusatztherapie bei Kindern bis 11 Jahre: ohne Valproat 5-15 mg/kg, mit Valproat 1-5 mg/kg; bei Kindern ab 12 Jahren und bei Erwachsenen: 200-400 mg ohne Valproat, 100-200 mg mit Valproat; eine Höherdosierung ist je nach Verträglichkeit möglich

Nebenwirkungen: 
Häufigere: 
Allergischer Hautausschlag in den ersten 8 Wochen (etwa 5% der Patienten)
Seltene: 
Müdigkeit, Schwindel, Tremor, Gangunsicherheit, Doppelbilder, Augenzittern, schwere Hautreaktion in Form des Stevens-Johnson-Syndroms (bei Kindern 1 auf 300 Patienten, bei Erwachsenen 1 auf 1000 Patienten)

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Oxcarbazepin
        Handelsname: Trileptal

Wirkungsmechanismus:
Oxcarbazepin wirkt als Carbamazepinabkömmling ähnlich wie Carbamazepin

Anwendung:
Entsprechend dem Carbamazepin (siehe auch dort): Epilepsien mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen bei Erwachsenen und Kindern

Tagesdosis:
Erwachsene: 900-2400 (-3600) mg; Kinder: 30-50 mg/kg; Carbamazepin kann sofort durch Oxcarbazepin ersetzt werden, wobei 200 mg Carbamazepin 300 mg Oxcarbazepin entsprechen

Nebenwirkungen (seltener als bei Carbamazepin):
Häufigere:
Allergischer Hautausschlag, Müdigkeit, Schwindel, Gangunsicherheit, Kopfschmerzen; 
Seltene:
Erniedrigung des Minerals Natrium im Blut (Hyponatriämie, allerdings häufiger als bei Carbamazepin), bei etwa 3% der Patienten mit Beschwerden verbunden

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Tiagabin         Handelsnamen: Gabitril

Wirkungsmechanismus: 
Verstärkt die GABA-Wirkung (GABA=Gamma-Aminobuttersäure, diese ist der wichtigste anfallshemmende Überträgerstoff im Gehirn)

Anwendung: 
Zusatztherapie bei Epilepsien mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen

Tagesdosis: 
Erwachsene: 15-30 mg ohne Begleitmedikation, 30-50 mg in Kombination mit anderen Antiepileptika; Kinder: 1,5 mg/kg (Dosierung noch nicht genau bekannt)

Nebenwirkungen: 
Schwindelgefühl, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Tremor, Gangunsicherheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Verlangsamung des Denkens, Übelkeit; ob Tiagabin ebenso wie Vigabatrin (s. unten) Gesichtsfeldausfälle verursacht, ist noch unklar

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Topiramat         Handelsnamen: Topamax

Wirkungsmechanismus: 
Dieser Abkömmling des Zuckers Fruktose mit einer Sulfamatgruppe hat mehrere Wirkmechanismen: Hemmung Natriumkanäle in den Nervenzellmembranen; Verstärkung der GABA-Wirkung; Hemmung der Glutamat-abhängigen Erregung; Hemmung der Carboanhydrase

Anwendung: 
Epilepsien mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen; Epilepsien mit primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen; Lennox-Gastaut-Syndrom und West-Syndrom

Tagesdosis: 
Erwachsene: 200-400 mg; Kinder: 5-9 mg/kg

Nebenwirkungen: 
Schwindel, Schläfrigkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Tremor, Gangunsicherheit, Konzentrationsschwierigkeiten, psychomotorische Verlangsamung, Sprachschwierigkeiten (durch langsames Aufdosieren nur teilweise vermeidbar), Missempfindungen in den Händen; z. T. erheblicher Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Nierensteine bei 1,5 % der Erwachsenen; selten psychotische Reaktionen

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Vigabatrin         Handelsname: Sabril

Wirkungsmechanismus: 
Eine der hemmenden Aminosäure GABA ähnliche Substanz, welche den Abbau der GABA hemmt, so dass die GABA verstärkt wirksam ist, (GABA=Gamma-Aminobuttersäure, diese ist der wichtigste anfallshemmende Überträgerstoff im Gehirn)

Anwendung: 
West-Syndrom; Epilepsien mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen, die mit anderen Antiepileptika nicht behandelbar sind

Tagesdosis: 
Erwachsene: 2-3 g; Kinder: 40-70 mg/kg; Monotherapie beim West-Syndrom: 50-100 mg/kg, maximal 150 mg/kg

Nebenwirkungen: 
Müdigkeit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Verschwommensehen, Augenzittern (Nystagmus), Gangunsicherheit (Ataxie); Gewichtszunahme, Übererregbarkeit bei Kindern; Depression oder Psychosen bei 2-4% der Erwachsenen; bis zu 40% der Erwachsenen
beidseitige konzentrische Gesichtsfeldeinschränkungen; aber nur eine Minderzahl (etwa 3-5% der Patienten) bemerkt dieses; vor Beginn einer Vigabatrinbehandlung und im Verlauf müssen regelmäßige augenärztliche Untersuchungen mit Überprüfung des Gesichtsfeldes erfolgen (erst ab einem Alter von 9-10 Jahren möglich)

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