Es werden die in den letzten Jahren zur Verschreibung zugelassenen Antiepileptika in alphabetischer Reihenfolge besprochen, und zwar werden die möglichen Anwendung bei den verschiedenen Epilepsien und die wichtigsten Nebenwirkungen der einzelnen Substanzen dargestellt.
Wirkungsmechanismus:
Tagesdosis:
Erwachsene: 1200-2400 (-3600)
mg/kg; Kinder: 20-60 mg /kg (bis 90 mg/kg)
Anwendung:
Behandlung des
Lennox-Gastaut-Syndroms ab dem 4. Lebensjahr, das auf andere Medikamente nicht
anspricht; Reservepräparat bei anderen therapieschwierigen Epilepsien
Nebenwirkungen:
Häufigere:
Übelkeit
und Erbrechen, Kopfschmerzen, Appetitmangel, Gewichtsverlust, Schlafstörungen,
Verschwommensehen, Gangunsicherheit
Sehr selten:
Aplastische
Anämie (in 30% tödlich), akutes Leberversagen (in 60% tödlich); diese schweren
lebensbedrohlichen Komplikationen sind bisher nicht bei Kindern bis zum Alter
von 12 Jahren beobachtet worden
Gabapentin Handelsname:
Neurontin
Wirkungsmechanismus:
Anwendungsspektrum:
Monotherapie und
Zusatztherapie bei Erwachsenen und Kindern mit fokalen und sekundär
generalisierten Anfällen
Tagesdosis:
Erwachsene: 1200-2400 (-4800) mg;
Kinder: 30-50 mg/kg
Nebenwirkungen:
Häufigere: Schläfrigkeit,
Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit
Seltene: Gangunsicherheit,
Augenzittern, bei Kindern Verhaltensauffälligkeiten in Form aggressiven
Verhaltens und motorischer Unruhe, Gewichtszunahme,
Bewegungsstörungen
Bemerkung: Gabapentin ist besonders gut
verträglich
Lamotrigin Handelsname:
Lamictal
Wirkungsmechanismus:
Anwendungsspektrum:
Breites
Wirksamkeitsspektrum, Zusatztherapie und Monotherapie bei fokalen und sekundär
generalisierten Epilepsien; Zusatztherapie und Monotherapie bei generalisierten
Epilepsien mit tonisch-klonischen, myoklonischen, atonischen und tonischen
Anfällen sowie Absencen; Zusatztherapie beim Lennox-Gastaut-Syndrom
Tagesdosis:
Monotherapie Erwachsene 100-200
mg, Kinder 2-8 mg/kg; Zusatztherapie bei Kindern bis 11 Jahre: ohne Valproat
5-15 mg/kg, mit Valproat 1-5 mg/kg; bei Kindern ab 12 Jahren und bei
Erwachsenen: 200-400 mg ohne Valproat, 100-200 mg mit Valproat; eine
Höherdosierung ist je nach Verträglichkeit möglich
Nebenwirkungen:
Häufigere:
Allergischer
Hautausschlag in den ersten 8 Wochen (etwa 5% der
Patienten)
Seltene:
Müdigkeit, Schwindel, Tremor, Gangunsicherheit,
Doppelbilder, Augenzittern, schwere Hautreaktion in Form des
Stevens-Johnson-Syndroms (bei Kindern 1 auf 300 Patienten, bei Erwachsenen 1 auf
1000 Patienten)
Oxcarbazepin
Handelsname: Trileptal
Wirkungsmechanismus:
Oxcarbazepin wirkt als Carbamazepinabkömmling ähnlich wie Carbamazepin
Anwendung:
Entsprechend dem Carbamazepin (siehe auch dort): Epilepsien mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen
bei Erwachsenen und Kindern
Tagesdosis:
Erwachsene: 900-2400 (-3600) mg; Kinder: 30-50 mg/kg; Carbamazepin kann sofort durch Oxcarbazepin ersetzt werden, wobei 200 mg Carbamazepin 300 mg Oxcarbazepin entsprechen
Nebenwirkungen (seltener als bei Carbamazepin):
Häufigere:
Allergischer Hautausschlag, Müdigkeit, Schwindel,
Gangunsicherheit, Kopfschmerzen;
Seltene:
Erniedrigung des Minerals Natrium im Blut (Hyponatriämie, allerdings häufiger als bei Carbamazepin), bei etwa 3% der Patienten mit Beschwerden verbunden
Tiagabin Handelsnamen:
Gabitril
Wirkungsmechanismus:
Anwendung:
Zusatztherapie bei Epilepsien mit
fokalen und sekundär generalisierten Anfällen
Tagesdosis:
Erwachsene: 15-30 mg ohne
Begleitmedikation, 30-50 mg in Kombination mit anderen Antiepileptika; Kinder:
1,5 mg/kg (Dosierung noch nicht genau bekannt)
Nebenwirkungen:
Schwindelgefühl, Müdigkeit,
Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Tremor, Gangunsicherheit,
Konzentrationsschwierigkeiten, Verlangsamung des Denkens, Übelkeit; ob Tiagabin
ebenso wie Vigabatrin (s. unten) Gesichtsfeldausfälle verursacht, ist noch
unklar
Topiramat Handelsnamen:
Topamax
Wirkungsmechanismus:
Anwendung:
Epilepsien mit fokalen und
sekundär generalisierten Anfällen; Epilepsien mit primär generalisierten
tonisch-klonischen Anfällen; Lennox-Gastaut-Syndrom und West-Syndrom
Tagesdosis:
Erwachsene: 200-400 mg; Kinder:
5-9 mg/kg
Nebenwirkungen:
Schwindel, Schläfrigkeit,
Müdigkeit, Kopfschmerzen, Tremor, Gangunsicherheit,
Konzentrationsschwierigkeiten, psychomotorische Verlangsamung,
Sprachschwierigkeiten (durch langsames Aufdosieren nur teilweise vermeidbar),
Missempfindungen in den Händen; z. T. erheblicher Gewichtsverlust,
Schlafstörungen, Nierensteine bei 1,5 % der Erwachsenen; selten psychotische
Reaktionen
Vigabatrin Handelsname:
Sabril
Wirkungsmechanismus:
Anwendung:
West-Syndrom; Epilepsien mit
fokalen und sekundär generalisierten Anfällen, die mit anderen Antiepileptika
nicht behandelbar sind
Tagesdosis:
Erwachsene: 2-3 g; Kinder: 40-70
mg/kg; Monotherapie beim West-Syndrom: 50-100 mg/kg, maximal 150 mg/kg
Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schläfrigkeit,
Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen,
Verschwommensehen, Augenzittern (Nystagmus), Gangunsicherheit (Ataxie);
Gewichtszunahme, Übererregbarkeit bei Kindern; Depression oder Psychosen bei
2-4% der Erwachsenen; bis zu 40% der Erwachsenen beidseitige konzentrische Gesichtsfeldeinschränkungen; aber nur
eine Minderzahl (etwa 3-5% der Patienten) bemerkt dieses; vor Beginn einer
Vigabatrinbehandlung und im Verlauf müssen regelmäßige augenärztliche
Untersuchungen mit Überprüfung des Gesichtsfeldes erfolgen (erst ab einem Alter
von 9-10 Jahren möglich)